Franziska Frings
consent not to be a single one
Schweißnass und erschöpft stehen sie da. Umspült von erstarrten Wellen. Sie drohen, sie drohen an, über ihnen zu zerbersten. Die Zeit reibt die Oberflächen rau. Sie kratzt die Schichten ab. An manchen Stellen aufgeplatzt. Risse öffnen sich über Nacht. Etwas ragt in Ruhe über sie hinweg. Teil für Teil schraubt es sich empor. Der Blick wandert weiter, verfängt sich in den Falten. Schicht an Schicht.
Ausgehend von zwei Fundstücken aus einer Werft beschäftigt sich Franziska Frings in ihrer Werkserie mit der Prägung von Oberflächen und der Entstehung sowie Veränderung von Form. Die Geschichte kerbt sich in das Material ein. Frings imitiert die Risse und Spuren der Fundstücke. So transportiert sie Informationen von der einen Oberfläche auf die andere. Unter dem körperlichen Einsatz, mit dem die Künstlerin den Ton bearbeitet, kommen weitere Codierungen hinzu.
In der stetig gleichen Bewegung bearbeitet, windet sich der Ton in neue Formen. Es entsteht eine Serie gleich angelegter und dennoch eigenständiger Elemente. In versessener Repetition vergewissert sich die Künstlerin der Formen, die sie imitiert und gleichzeitig aktualisiert. Veränderung schleicht sich ein.
Der langsame Schaffensprozess birgt die Möglichkeit, sich dem Rasen der Gegenwart entgegen zu stellen. Das Material in seiner Eigenwilligkeit widersteht der Beschleunigung. Jedes Werk ist Resultat einer Aushandlung mit dem Material. Eingedrückt, verschlungen und gewunden schleift sich die Form in Form: consent not to be a single one.
Text von Asta von Mandelsloh & Claas Oberstadt
Franziska Frings
geboren in Düsseldorf, Deutschland
lebt und arbeitet in Wien und Berlin
2013-2017: Berliner technische Kunsthochschule, BA in Fotografie
seit 2019: Akademie der bildenden Künste Wien
Laufzeit: 11. Juni - 30. Juli 2021
Ausstellungsansichten von Eva Kelety
Am Boden: „Giant-Wave“, glasierte Keramik, 20 cm hoch x 35 cm lang, 9 Stück – Gesamtlänge der Installation 2,80 m, 2021
An der Wand: „Baby-Wave“, glasierte Keramik, 15 cm hoch x 17 cm tief x 13 – 15 cm breit, 2021
Stehend: „Semaphor“, Keramik, Metall, 2,5 m hoch, 14 cm Durchmesser, 2021