PARALLEL VIENNA 2021 - LAVINIA LANNER & EGOR LOVKI

PARALLEL VIENNA 2021 - LAVINIA LANNER & EGOR LOVKI

PARALLEL VIENNA

Von 7. - 12. September 2021 findet die Parallel Vienna auf dem Gelände der ehemaligen Semmelweis-Frauenklinik in
1180 Wien, Hockegasse 37 statt. 

Wir zeigen Solopräsentationen von Lavinia Lanner und Egor Lovki

 

 

copyright// kunstdokumentation.com 

Lavinia Lanner

Lavinia Lanners Serie Your secret, perched in ecstasy (2021) basiert auf dem Gedicht Cocoon above! Cocoon below! der Amerikanischen Poetin Emily Dickinson. Während darin Metamorphose im erweiterten, abstrakten Sinn beschrieben steht, ist auf dem gezeichneten Großformat (340x150cm) ein besonderer Moment dieser Entwicklung eingefangen. Kokons, oder vielmehr Würmer, Fäden, Halme oder dergleichen schlängeln sich in Richtung Decke und wachsen zum Teil darüber hinaus. Vor ihnen zu stehen mutet beklemmend an. Sie überragen unsere Körper, stülpen sich fast darüber. Diese Wesen als Gegenüber wahrzunehmen, erfordert besonderen Mut. Sie könnten in langsamen Bewegungen lauern und im richtigen Moment zuschnappen. Auch schleicht sich eine gewisse Ohnmacht ein. Man kann ihnen nicht ebenbürtig gegenüberstehen, es ist unangenehm, der Nacken schmerzt. Die Oberfläche der Gebilde besteht aus Linienbündeln, wie die Künstlerin sie auch in vergangenen Arbeiten immer wieder einsetzt. Aalglatt, weich oder stählern, das ganze Spektrum an Haptik scheint möglich. Was darin – wenn überhaupt - eingewickelt ist, löst sie dabei nicht auf. Cocooning ist ein Begriff, der besonders im letzten Jahr Anwendung fand, um das Phänomen zu beschreiben, sich in die eigene Umgebung, ins Privatleben zurückzuziehen. Isolation und Rückzug als eine Schicht zu verstehen, die sich um unsere Körper legt, könnte in den strichumwobenen Formen gelesen werden. Die Künstlerin vertraut darauf: „Das beklemmende Gefühl löst sich schnell auf. Man steht im Raum, blickt hinauf, tritt zurück – das geht sich aufgrund der Raumgröße nicht aus und schon arrangiert man sich mit den Wesen und akzeptiert das Machtgefälle aus mangelnder Alternative in der Hoffnung, dass sie einem wohlgesonnen sind. Das ist im Grunde eine gute Metapher fürs Betrachten von Kunst.“

129

Cocoon above! Cocoon below!
Stealthy Cocoon, why hide you so
What all the world suspect?
An hour, and gay on every tree
Your secret, perched in ecstasy
Defies imprisonment!

An hour in Chrysalis to pass,
Then gay above receding grass
A Butterfly to go!
A moment to interrogate,
Then wiser than a "Surrogate,"
The Universe to know!

Emily Dickinson

Lavinia Lanner, Untitled 1-3, aus der Serie: Your secret, perched in ecstasy, 2021

 

Egor Lovki

Egor Lovki zeigt Arbeiten zur griechischen Mythologie.
Die römische und griechische Mythologie wird seit Jahrtausenden von Mensch zu Mensch weitergegeben, bis heute werden ihre Geschichten erzählt, gelehrt und bearbeitet. Oft passiert dies ohne die vorkommenden Ereignisse zu hinterfragen.

Egor Lovki greift in seinen Beiträgen zur Parallel 2021 Szenen aus „Leda und der Schwan“ sowie „Raub der Europa“ auf. Mit Humor kritisiert er die meist männliche Dominanz in der Mythologie. Im Vordergrund steht der Aufruf gewohnte Erzählungen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und in Frage zu stellen.

Egor Lovki, geboren 1997 in Kazan, Russland, lebt und arbeitet in Wien. Seit 2020 ist er Student an der Universität für Angewandte Kunst im Studiengang Malerei und Animationsfilm.

Egor Urakov in seinem Studio
Egor Lovki in seinem Studio vor einer Arbeit, die er für die Präsentation auf der Parallel geschaffen hat.

Performance von Sara Lanner

Sara Lanner, die Schwester von Lavinia Lanner, performt am Sonntag, dem 12. September um 18 Uhr auf der Bühne zwischen den beiden Gebäuden Haus A und Haus B.

Sara Lanner (1991) ist Tänzerin, Choreografin und performative Künstlerin in den Bereichen Tanz und bildende Kunst. In ihrer Arbeit thematisiert sie den Körper in Bezug zu dessen Kontext sowie dessen Sein als soziale Choreografie und Skulptur. Ihre Kunstwerke finden auf Bühnen, in Ausstellungsräumen, im öffentlichen Raum oder in Off-Spaces statt. Zuletzt wurde ihre künstlerische Arbeit mit dem H13 Niederösterreich für Performance sowie dem Ö1 Publikumspreis im Rahmen der Ö1 Talentebörse im Leopold Museum Wien ausgezeichnet.

Sara Lanner, Videostill aus der Performance Material Studies No. 3 (c) Nils OlgerSara Lanner_Material Studies No. 3_Video Still (c) Nils Olger

Material Studies No. 3, 2020 

Performance (10 Min.)

Material Studies No. 3 untersucht performative Handlungen als Vorgang des Erinnerns und verknüpft diese mit einer persönlichen sowie kollektiven Geschichte. Die changierenden Identitäten eines Faltobjekts sowie der Zustand von Präsenz und Abwesenheit werden auf den Körper der Performerin übertragen und machen das Ausstellen ambivalenter Körperbilder sichtbar.

Material Studies No. 3 ist eine von bisher vier performativen Materialstudien (Material Studies/Drawing, Ping Pong, FLIP). Seit 2015 untersucht Sara Lanner in dieser Serie Materialien, Handlungen und Formen auf ihre Performativität.