Projektraum Zieglergasse: Begegnungen / Encounters

Projektraum Zieglergasse: Begegnungen / Encounters

Projektraum Zieglergasse

Begegnungen / Encounters

kuratiert von Walter Seidl

Mit Arbeiten von Mira Klug, Hessam Samavatian, Elisa Schmid, Maximilian Weber 

Mittwoch bis Freitag 16:00 - 19:00 Uhr und nach persönlicher Vereinbarung

Projektraum 1070 Wien, Zieglergasse 46

Die Ausstellung ist bis 2. Oktober 2020 zu sehen.

Ausstellungstext: Begegnungen – Encounters 

Die Ausstellung „Begegnungen – Encounters“ fokussiert auf die Begegnungsmeile Zieglergasse und abstrahiert Modelle der Interaktion auf künstlerischer Ebene. Während persönliche Begegnungen aktuell im Abstandsmodus stattfinden und die Schwelle zu Berührungen selten überschritten wird, versuchen sich KünstlerInnen mit einem interaktiven und örtlich nicht direkt lokalisierbaren Phänomen der Begegnung auseinanderzusetzen. Momente eines Mangels an Kontaktstellen werden situativ ins Bild übertagen und symbolisieren Begegnungen abseits physischer Bedingtheit. Räumliche Leere konstituiert hier jene Schnittstelle zwischen jenem erforderlichen Mindestabstand zwischen Personen, der eine Fülle an Menschen a priori ausschließt, aber auch Kunstwerke auf Distanz hält und diese trotzdem miteinander interagieren lässt. 

Mira Klug repräsentiert die Fragilität der Kontakte in einer Installation aus Stühlen mit dem Titel Körper, Lehnen. Sich aneinander lehnend bilden drei Stühle eine Einheit. Das Vorderbein des Einen wird zum Hinterbein des Anderen. Doch jede falsche Bewegung kann zum Zusammenbruch der instabilen Kontaktzonen führen und trennt dadurch den gemeinsamen Körper der Stühle erneut in einzelne, in sich verhaftete Teile, die Formen von Zusammenhalt und Desintegration repräsentieren. 

Hessam Samavatians Arbeit ohne Titel bezieht sich auf das japanische Konzept „wabi sabi“ für Wahrnehmung von Schönheit. Dinge befinden sich in einem Zustand zwischen Entstehen, Vergehen und sich in etwas anderes zu begeben. Fotografie ist ein Medium, das Aspekte zwischen dem Jetzt, der Vergangenheit und der Zukunft ohne reale Kontakte berührt. Die Beziehung zwischen dem Bild und der Erinnerung verschwindet in der metallenen Ausführung der Arbeiten und lässt visuelle Kontaktstellen zu einer undefinierbaren Zeit erspüren. 

In der Arbeit Fazies (lat. facies ‚Antlitz‘) vergleicht Elisa Schmid die Einschreibung der Entstehungsgeschichte von Gesteinen mit den Möglichkeiten der fotografischen Reproduktion. Sie bearbeitet die von ihr gefundenen Steine nach einer traditionellen portugiesischen Handwerkstechnik und bringt die eingeschriebene Information, die geologische Steinstruktur, zum Vorschein. Begleitet werden die Skulpturen von fotografischen Porträts als belichtete, kontaktlose Repräsentationsmomente.

Die Arbeit Digital Twins von Maximilian Weber hinterfragt Sehgewohnheiten im Zeitalter einer digitalen Bildproduktion. Der Spiegel wird zu einem medialen Interface, das BetrachterInnen per Trigger mit einer Videokamera aufnimmt und diese in beide Richtungen abspielt. Transformiert zu einem Screen wirft Webers Arbeit Fragen nach künstlicher Intelligenz auf, und wie Abbildungen und Bewegungen des Individuums in einem digitalen Bereich fortgesetzt werden können, die bar jedes physischen Kontakts auskommen.

Walter Seidl 

Mira Klug, Sessel, LehnenMira Klug, Sessel, Lehnen

Hessam Samavatian Hessam Samavatian, Ohne Titel

Maximilian Weber Maximilian Weber, Digital Twins

Elisa Schmid Elisa Schmid, Fazies, Auslage Projektraum Zieglergasse

Elisa Schmid

Elisa Schmid, Fazies, Auslage Projektraum Zieglergasse

Alle Fotos Copyright Mira Klug für Galerie Rudolf Leeb

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