Julia Belova // Ich dich nicht
Der Najadenbrunnen
Die Hauptskulptur der Ausstellung „Ich dich nicht“ ist der “Najadenbrunnen” aus Porzellan, inspiriert vom gleichnamigen Brunnen in Schönbrunn. Diese Arbeit ist im Geiste des Barock entstanden und zeigt den Hauptkonflikt dieser absolutistischen Ära, nämlich den Konflikt zwischen dem Individuum und der ihm von der Gesellschaft auferlegten Rolle. In der Barockzeit wurde jedem Mitglied der Gesellschaft eine klar definierte Rolle zugewiesen, die durch Geburt bestimmt wurde. Das Befolgen dieser Rolle erlaubte der Einzelperson keinerlei Individualität, was insbesondere für die Frauen galt.
In der Skulptur "Najadenbrunnen" wird die Fülle des Lebens, Weiblichkeit und Sexualität, dem Material gegenübergestellt, aus dem die Skulptur gemacht ist, Porzellan und Kunsthaar. Ein Bild des Lebens, das aus einem toten, eingefrorenen Material entstanden ist. Die Form selbst ist sehr lebendig und naturnah, aber da es nur eine Form ist, übernimmt sie die Funktion einer Rolle. Jedes Element der Skulptur ist ein Beispiel für ein Lebewesen, hinter dem sich jedoch keine eigene Persönlichkeit befindet.
Die Idee des Brunnens ist ein Triumph des lebensspendenden Wassers. In der Arbeit "Najadenbrunnen" wird diese Idee zu einer Form, das heißt, sie spielt nur die Rolle eines Brunnens, wobei ihre ursprüngliche Bedeutung aufgegeben wird und das Haar nur die Form von Wasser hat. Die Skulptur ist voller Sexualität, aber unter den Bedingungen der Ablehnung des lebendigen Körpers.
Julia Belova untersucht in ihren Arbeiten die Relevanz des Barock und bezieht diese Ära auf die Moderne. Die Künstlerin sucht nach Themen für das heutige Barock, beispielsweise nach dem Thema der Ablehnung einer zugewiesenen Rolle.
Podcast mit Julia Belova
Julia Belova hat in St. Peterburg studiert, ein Erasmus-Jahr in Stockholm gemacht und studiert seit vier Jahren in Wien an der Akademie der bildenden Künste.
Das Barock ist das zentrale Thema ihrer Arbeiten und sie sieht unsere Gegenwart auch als eine Art Barock. Essen, vom amerikanischen Burger inspiriert, spielt eine Rolle in ihrer Kunst bis zu Schwänen in Sauce. Was möchte sie mit ihrer Kunst erreichen und wo ausstellen, von der Eremitage in St. Peterburg bis zur Biennale in Venedig. Welche Rolle spielt das Medium Instagram für eine junge Künstlerin, ist es Inspiration oder doch Ablenkung.
Am Ende geht es darum auch auf das Leben nicht zu vergessen. Ein zugleich poetisches wie tiefgründiges Gespräch.
Über Julia Belova
In ihrer künstlerischen Praxis untersucht Julia Belova die Relevanz des Barock und verbindet diese Zeit mit der Gegenwart. Die Künstlerin experimentiert mit religiöser Barockästhetik und erstellt eine Collage seiner Elemente, die ihre Körperlichkeit und Sexualität fetischisiert. In ihren Skulpturen arbeitet Belova mit Körperlichkeit im Kontext des globalen Konzepts der Intimität, das die Religion demonstriert.
Mit plastischem Porzellan als Hauptmaterial für ihre Skulpturen untersucht die Künstlerin den Hauptkonflikt der Barockzeit - den Konflikt zwischen sozialer Rolle und Individualität: Das pulsierende Leben ihrer Körperobjekte besteht aus leblosem Porzellan, das bereits eine Rolle ist. Belova legt besonderes Augenmerk auf die weibliche Rolle, indem sie die weibliche plastische Sprache verwendet.
Die Künstlerin betrachtet die Skulptur als einen festen Moment eines subjektiven Fragmentes der Realität, das seine visuelle Wahrnehmung durch Taktilität erweitert.
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Julia Belova, Najadenskulptur, 2021
Alle Fotos: Luisa Hübner
Galerie Rudolf Leeb
Bauernmarkt 11-13
1010 Wien
Laufzeit: 18. März - 15. Mai 2021
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office@galerierudolfleeb.at
0676 342 9054